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Das neueste Schiff unserer Hochseemeßflotte wird SV MINTROP heißen
PRAKLA-SEISMOS Report 3+4 / 85

Das neueste Schiff unserer Hochseemeßflotte SV MINTROP
Am 16. Oktober 1985, Schlag 11 Uhr, übernahm die PRAKLA·SEISMOS AG in Cuxhaven das 3200 BRT große Fangfabrikschiff BREMEN der "Nordsee" Deutsche Hochseefischerei GmbH. Nach ausgedehnten Um- und Einbauten soll das Schiff gegen Ende Mai 1986 unter dem Namen MINTROP in Dienst gestellt und unserer Meßflotte als modernstes und mit Abstand größtes seismisches Vermessungsschiff eingegliedert werden.

Der Trend führt hin zum großen Hochseemeßschiff. Die Erfordernisse der 3D·Seismik machen diese Entwicklung unausweichlich, denn weit ausstellbare und flächenhafte Luft- oder Wasserpulser-Arrays sowie Doppelstreamer großer Länge sind nur von kräftigen Schiffen mit massiven und breiten Heckpartien zu bewältigen. Schiffe dieser Größenordnung und Stabilität kosten natürlich ihren Preis. Etwas billiger ist es da schon, ein aus Gründen reduzierter Fangquoten außer Dienst gestelltes modernes Hochseefangschiff zu erwerben und in ein Meßschiff umzuwandeln. Auch unssere Gesellschaft hat sich zu diesem Schritt entschlossen. Am 16.Oktober 1985 wechselte die BREMEN in Cuxhaven ihren Besitzer. Alle hier gezeigten Fotos wurden von H. Pätzold an jenem etwas trüben Herbsttag aufgenommen.

Das neueste Schiff unserer Hochseemeßflotte SV MINTROP
Die Übergabe vollzog sich auf der Kommandobrücke der BREMEN. W. Janssen, Technischer Leiter der Reederei "Nordsee", begann den Übergabeakt mit einem Rückblick auf das Jahr der Indienststellung und Taufe - 1972 -, erst allgemein und politisch, dann fischerei- und firmenspezifisch: Für die deutsche Hochseefischerei waren bereits die ersten düsteren Wolken aufgezogen. Island hatte die Hoheitsrechte auf 200 Seemeilen ausgedehnt und damit den Startschuß zu einer für die Hochseefischerei verhängnisvollen Entwicklung gegeben. Dessen ungeachtet hatte die "Nordsee" mit der Indienststellung von sechs modernsten Fabrikfangschiffen begonnen und mit der BREMEN am 28.September 1972 als Typschiff den Anfang gemacht. Bremens Bürgermeister H. Koschnick war damals in Bremerhaven Taufpate gewesen.
Das neueste Schiff unserer Hochseemeßflotte SV MINTROP
W. Janssen verhehlte nicht, daß ihm der Verkauf der BREMEN sehr zu Herzen ging. Aber Fabrikfangschiffe, die so gut konzipiert seien, daß sie in wenigen Monaten die erlaubte Jahresquote abfischen, lassen sich nicht mehr rationell betreiben und zwingen die Reederei zu einer Reduktion ihrer Flotte. Tröstlich sei es für die Vorbesitzer der BREMEN daß das Schiff in gute Hände komme und ganz sicher eine; zweiten Blütezeit entgegenfahre.

W. Janssen überreichte Dr. H.-J. Trappe ein Exemplar der "Nordsee"-Nachrichten aus dem Jahre 1972, dann stellte er dem Vorstandsvorsitzenden unserer Gesellschaft die formelle Frage, ob er das Schiff übernehmen wolle. Ein schrilles Pfeifsignal lockte die Anwesenden auf die Brücke ins Freie. Die Reedereiflagge ging nieder, die PRAKLA-SEISMOS Flagge erschien am Top. Dr. H.-J. Trappe, jetzt wieder im Ruderhaus, dankte W. Janssen für seine Worte und Wünsche, betonte, daß der vortreffliche Zustand aller Schiffseinrichtungen auf Schritt und Tritt zu spüren sei und auf sorgsame Wartung und Pflege rückschließen lasse und versicherte, daß das neue Schiff als das zukünftige Flaggschiff unserer Meßflotte einer besonderen Zuwendung sicher sein könne. Schon jetzt lud Dr. H.-J. Trappe die anwesenden Herren der Partnerseite zu Taufe und Testfahrt nach dem Umbau ein, was spontanen Beifall fand.

Das neueste Schiff unserer Hochseemeßflotte SV MINTROP
Was blieb noch zu tun?
Dr. H.-J. Trappe und Dr. F.-W. Fischer hatten noch diverse Unterschriften zu leisten. Damit war der offizielle Übergabeakt vollzogen. Ein kleiner Fischimbiß in der Messe schloß sich an, dann der Standerwechsel... Das Schiff war unser! -

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Ein kurzer Rundgang durch die BREMEN
G. Repenning gibt Auskunft. Beeindruckend die Größe des Schiffes - rund dreimal so groß wie die EXPLORA ist unsere Neuerwerbung. Imposant die modernen Navigations-und Ortungsanlagen im Ruderhaus und die mächtigen Diesel im Schiffsrumpf. Das Verarbeitungsdeck mit den Entgrätungs und Filetierungsmaschinen ist bereits ausgeräumt. Hier sollen die geophysikalischen Apparaturen Platz finden, aber auch die Geräte für Navigation und Positionierung; nur die Sichtgeräte werden dann noch auf der Brücke stehen.

Das neueste Schiff unserer Hochseemeßflotte SV MINTROP
Ein Blick aus dem Ruderhaus nach achtern läßt erkennen, daß sich ein Fangschiff von seiner Struktur her nicht wesentlich von einem seismischen Meßschiff unterscheidet, das ja auch allerlei Gerätschaft hinter sich herzuschleppen hat. Unsere Fotos zeigen, was die BREMEN heute noch darstellt der Schnitt auf Seite 17 hingegen demonstriert, wie die MINTROP in einigen Monaten aussehen wird. H.-D. Kühn hat die wichtigsten technischen Daten zusammengestellt. Dem Kenner unserer Schiffe fällt auf, daß der Schiffsrumpf nicht mehr durchgehend weiß gehalten ist, wie bisher üblich. Die Erfordernisse der Praxis haben gegenüber rein ästhetischen Gesichtspunkten den Sieg davongetragen. (Auch die übrigen Einheiten unserer Flotte werden bald diesen Habitus zeigen.)

Das neueste Schiff unserer Hochseemeßflotte SV MINTROP
Ship
Length over all:92.00 m
Beam:15.00 m
Draught:6.00 m
Tonnage:3200 GRT
Cruising speed:15.5 knots
Bunker capacity app.:1000 tons (metric)
Accommodation:38 single cabins

Navigation
GPS and TRANSIT satellite navigation;
various phase comparison and RANGE-RANGE systems

North Reference
C. PLATH 3 gyro system or
C. PLATH NAVISTAB INERTIAL system

Positioning and Logging
PRAKLA-SEISMOS NAVDATA 3000 navigation system

Seismic Equipment
SYNTRAC 480 marine digital telemetry system;
2 streamers of 3000 m each
or 1 streamer of 6000 m;
40 telemetry units for 480 hydrophone groups;
group lengths and spacing: 6.25 m or 12.50 m or 25.00 m

Airguns
2 to 6 chains;
total chamber volume: 68.34 I (4170 cu. in.)
at 140 bar (2030 psiI)

Waterguns
Intended capacity equivalent to that of airguns

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Wie geht es weiter?
Die Aussschreibung für die Umbauarbeiten ist inzwischen allen potenten und geeigneten Werften an Norddeutschlands Küste zugegangen. Unsere 'Schiffsbauer' J. Vach, G.Repenning und H.-D. Kühn hatten die hierfür nötigen Vorarbeiten zu leisten und waren auf Tage hinaus nicht ansprechbar. Der Streß dürfte sich kaum mindern, sobald die Umbauarbeiten erst einmal begonnen haben. Wir wünschen den Herren, besonders aber G. Repenning, der die Bauaufsicht führen wird, für die kommenden Monate ein starkes Nervenkostüm und eine glückliche Hand.
Das Schiff wollen wir von jetzt an nur noch SV MINTROP nennen.

G. Keppner